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Geschichte

Der Rote Hahn Dresden 1935

Wie kam der „Rote Hahn“ zu seinem Namen „Der Rote Hahn“

Erste Deutsche Volksschau für Feuerschutz und Rettungswesen
„Der Rote Hahn“ 1935 auf dem Ausstellungsgelände am Stübelplatz
(Straßburger Platz/Lennéstraße – heute Standort der VW Manufaktur)

Im Archiv der Feuerwehrhistorik Dresden befindet sich der umfangreiche Pressespiegel zum „Roten Hahn“ 1935. Dabei wird in zahlreichen Zeitungsbeiträgen auf die Namensfindung hingewiesen.

Organisation:
1934 Beschluss der NSDAP Reichsführung in Abstimmung mit Innen- und Propaganda sowie Reichsluftfahrtministerium die 1. Deutsche Volksschau für Feuerschutz und Rettungswesen von Juni bis September in Dresden durchzuführen.

Die Organisation und Planung wird dem Reichshauptamt für Volkswohlfahrt, Abteilung Schadensverhütung und der sächsischen Landeshauptstadt Dresden übertragen.
(Der Oberbürgermeister von Dresden, Zöllner hat sich mit Unterstützung des Reichsstatthalter Mutschmann für die Ausrichtung dieser Schau beworben).

Als Verantwortliche für die Planung, Bau und Organisation wird der Leiter des Verkehrs- und Ausstellungsamtes Dr. Schumann, der Leiter des Feuerschutzpolizeiamtes Branddirektor Ortloph, der Architekt Linke sowie als Vertreter des Reichs - Wohlfahrtsamtes, Gau - Sachbearbeiter Scherer benannt.

Der Leitgedanke dieser Ausstellung ist die große Brandkatastrophe in der Gemeinde
Öschelbronn (Baden – Württemberg) am 10. September 1933

Offiziell wird die Ausstellung am 29. Mai 1935 eröffnet.

Die Ehrengäste zur Eröffnung der Jahresschau:
General der Flieger Wachenfeld
Verkehrsdirektor Dr. Schumann
Reichstatthalter Mutschmann
Reichsarbeitsführer Hierl
Gauarbeitsführer v. Alten
Branddirektor Ortloph
General Pouderour (Paris)



Die Vorbereitung:
In Vorbereitung der großen Jahresschau 1935 ruft das Städtische Verkehrs- und Ausstellungsamt 1934 zu einem Deutschlandweiten Preisausschreiben auf, um einen würdigen Namen für diese Ausstellung zu finden.
In den Dresdner Nachrichten vom Mittwoch, dem 07. November 1934 lesen wir dazu;
„Im kommenden Frühjahr öffnet die Jahresschau 1935 ihre Pforten, um eine umfassende Ausstellung über die umfangreichen Gebiete des Feuerschutzes, des Feuerlöschwesens und des Rettungswesens überhaupt zu zeigen.
So wird z.B. eine besondere Abteilung dem vorbeugenden Feuerschutze gewidmet sein, während eine andere Abteilung den abwehrenden Feuerschutz mit all seinen zahlreichen Unterabteilungen zeigen wird. Das Feuermelde- und Nachrichtenwesen ist in einer besonderen Abteilung ebenso vertreten wie die Wasserversorgung und der Rettungsdienst, der Luftschutz und das Versicherungswesen.
Die historische Entwicklung des Feuerwehrwesens mit einer Ausstellung von Gemälden, Stichen und Photographien über Brandkatastrophen aus aller Welt und allen Zeiten wird in einer besonderen Abteilung „Geschichte und Kunst“ gezeigt.
All diese vielen und weitverzweigten Gebiete gilt es auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, einen Namen zu finden, der knapp und ausdrucksvoll all das umfasst, was in dieser großen Schau gezeigt wird. Sinnfällig und klar, leicht im Ohr haftend und werbestark, sachlich und schön soll der Name der Ausstellung sein, mit dem Dresden bei seinen Einwohnern, bei den Volksgenossen im Reich und bei dem Reisepublikum des Auslandes für Dresden und seine Jahresschau werben will.

Jedermann ist zur Mitarbeit aufgerufen, jede gute Idee ist willkommen.

Der Einsender des Namens den die Jahresschau nach Beschluss des Preisgerichts tragen wird, erhält den ausgelobten Preis von 100 Reichsmark, weiter werden 20 Einsendungen, die gute Vorschläge enthalten, aber nicht zur Annahme gelangen, mit je einer Dauerkarte für die Jahresschau ausgezeichnet werden.“
Als Einsendeschluss wird der 17. November 1934 festgelegt.

Im Dresdner Anzeiger vom 23. November 1934 lesen wir folgendes;

„Das Preisausschreiben des Städtischen Ausstellungsamtes „Ein Name für die Jahresschau 1935 wird gesucht“, hat eine wahre Flut von Zuschriften und Vorschlägen entfesselt. Viel tausende Volksgenossen in Stadt und Land haben sich – meist mit mehreren Einsendungen – an der Suche nach einem volkstümlichen Namen für die bevorstehende Feuerwehr- und Luftschutzausstellung beteiligt. Die Registrierung der eingegangenen Vorschläge ergab ein interessantes Bild gleicher und ähnlicher Wortfindungen;
So erschien z.B. der Gedanke „Feuerschutz – Volksschutz“ nicht weniger als 766mal, Namensbildung wie „Feuer und Wasser“ waren 583mal, Kampf dem Feuer“ 351mal, „Flammen lodern“ 268mal und „S-O-S“ 181mal vertreten. Der Brandruf „Feurio“ wurde von 141, der „Rote Hahn“ von 38 und der „Heilige Florian“ von 460 Einsendern für geeignet gehalten.“
Der ausgeschriebene Hauptgewinn von 100 Mark ging an den Dresdner Maler und Graphiker Helmut Müller-Molo aus der Gostritzer Straße 17. Er gestaltete auch das offizielle Werbeplakat was mit seinen Initialen (rechts oben in der Ecke) zu sehen ist.

Der Haupteingang auf der Lennéstraße

Zusammengestellt:
IG Feuerwehrhistorik Dresden
von Rolf Franke/Frank Aubrecht

Quellen:
Archiv der IG Feuerwehrhistorik Dresden
Stadtarchiv - Technische Sammlung/ Dresden
Feuerwehrsammlung Rolf Franke

Die Herrieder Feuerspritze, das Dresdner Duplikat auf der INTERSCHUTZ 2010 auf dem gemeinsamen Messestand von vds und vdfb.

Die originale Herrieder Feuerspritze befindet sich im Fränkischen Museum der Stadt Feuchtwangen.

Auf der Informationsseite des Museums lesen wir dazu:
„Die Prächtige Feuerspritze trägt auf dem Wasserkasten die Jahreszahl 1759. In diesem Jahr wurde sie vom Eichstätter Bischof der Pfarrgemeinde in Herrieden geschenkt

Die Stoßdruckspritze war fast 150 Jahre lang zur Bekämpfung des Feuers in Gebrauch!

Der hölzerne, mit Zinkblech ausgestattete Wasserkasten wurde aus Eimern mit Wasser befüllt. Mit zwei langen Pumpenbalken wurde Wasser über eiserne Zylinder in das senkrechte Zuleitungsrohr gepumpt.
Oben auf dem gepolsterten Sitz saß der Spritzenmeister, der das Wenderohr bediente und auf das Feuer richtete.
Zeitgenössischen Berichten zufolge soll der Wasserstrahl 25 Meter hoch gestiegen sein. Hausbrände konnten so im hohen Bogen von der Straße aus bekämpft werden.

Doch man verließ sich nicht auf die Technik.
Himmlischer Beistand kam der Feuerwehr zu Hilfe, dargestellt an den Seiten des Wasserkastens:
Es sind die Feuerheiligen Florian, Eulalie, Vitus und Afra.
Die Herrieder Spritze ist mit ihrem Rokokoschmuck eine der berühmtesten Feuerspritzen in Deutschland“.

Die originale Herrieder Feuerspritze ist 1935 bei der großen Jahresschau „Der Rote Hahn“ in Halle 13 zu sehen.
Wir lesen im Programm:

„In Halle 13 ist die Entwicklung des Feuerlöschwesens aus der Zeit von 250 v. Chr. bis in die Zeit um 1900 zu sehen. Eine besonders schön geschnitzte Handdruckspritze aus dem Stadtmuseum Feuchtwangen vom Jahre 1759 ist das Glanzstück dieser Halle“.
Der Dresdner Branddirektor August Ortloph war so angetan von der Feuerspritze, dass er sie bis ins Detail originalgetreu im Maßstab 1 : 1 nachbauen ließ.

Aus dem Tagebuch von Wilhelm KlauckeAuszug aus dem Tagebuch:

„Ein erneuter Auftrag seitens der Feuerwehr zwang mich, meinen Erholungsurlaub im Oktober 1935 abzubrechen, um am 23. Oktober die mir gestellte Aufgabe in Angriff zu nehmen.

Die historische Feuerspritze aus dem Jahre 1756*, die der damalige Erzbischof von Würzburg der kleinen freien Reichsstadt „Feuchtwangen“ schenkte, hatte in der Ausstellung „Der Rote Hahn“ großes Aufsehen erregt. Daher wurde der Wunsch laut, diese Feuerspritze naturgetreu nachzuahmen, um später einmal das noch zu erbauende Feuerwehrmuseum mit diesem seltenen Stück zu bereichern.

Gesagt – getan, schon gingen unsere Tischler und Schlosser an die Arbeit, um diese kunstvolle Arbeit zum Gelingen zu verhelfen. Am 23. Oktober war dieses Modell im Rohbau fertig -
gestellt. Nun blieb es meiner Fertigkeit überlassen, auch farbig wie das Original genau so herzustellen.

Jedes kleinste Stück und wenn es eine Radspeiche war, musste für sich gemalt werden, sogar die Wurmlöcher wurden mit Schrotschüssen nachgeahmt. Die geschmiedeten Eisenteile wurden nach rosthaltiger Art bemalt sowie das bestäubte Aussehen wurde in Rechnung gestellt und somit hatte die Spritze das Aussehen eines hohen Alters. Kein Laie konnte unterscheiden, welche von beiden Feuerspritzen das Original war.

Das schwierigste Problem von der handwerklichen Kunst gesehen, während meiner Dienstzeit bei der Berufsfeuerwehr, war glücklich gelöst worden. Mit Freude und Hingabe führten die beteiligten Feuerwehrleute diese Arbeiten aus. Dies war mein Grund über diese Arbeit einige Zeilen zu schreiben. Ein Symbol einer guten handwerklichen – man möchte sagen künstlerischen Tätigkeit innerhalb des Feuerwehrberufes, das für alle Zeiten ein Ansporn bleiben möge.“

Aus der Broschüre über die „Handwerkskünstlerische Schau vom 27.10.1938 bis 03.11.1938 bei der Feuerwehr Dresden:

Die Feuerspritze wurde in Dresden 1935 nachgebaut von:

Schnitzarbeiten: Mießbach, Ofm., Müller2, Ofm.
Tischlerarbeiten: Scarabis, Ofm., Fischer2, Ofm.
Malerarbeiten: Klaucke, Ofm.
Treibarbeiten: Kammann, Ofm.
Sattlerarbeiten: Weber2, Ofm.
Schmiede- und Schlosserarbeiten: Teutscher, Ofm., Stiller, Ofm.

(Wilhelm Klaucke wurde am 01.11.1892 geboren. Am 01.04.1919 wurde er bei der Berufsfeuerwehr Dresden auf der Wache Annenstraße eingestellt. Im Beamtenverzeichnis des Feuerpolizeiamtes wird er 1939 als Oberfeuerwehrmann geführt).

(*Aus noch nicht nachvollziehbaren Gründen wird in verschiedenen Puplikationen auch das Jahr 1756 als Übergabe genannt. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist aber das Jahr 1759 als Übergabe zu nennen.)

Quellenangabe:
Amtlicher Ausstellungskatalog von 1935
Archivmaterial - IG Feuerwehrhistorik Dresden
Fränkisches Museum Feuchtwangen
Technische Sammlungen Dresden